Winter im Harz
Verfasst: 13.02.2013 18:03
Liebe Stammtischler,
eine kleine Abordnung des Stammtisches (OliverL und ich) verbrachte die Faschingstage im Harz. Anbei eine Reisebeschreibung als Appetithappen und Anregung für einen eigenen Besuch.
Wir trafen uns am Samstag Mittag in Göttingen, Oliver kam mit dem Zug, ich holte ihn am Bahnhof mit dem Auto ab. Danach ging es direkt nach Wernigerode Westerntor. Wir konnten es kaum erwarten, endlich Dampfluft zu schnuppern. Nachdem wir uns die HarzTourCard gekauft hatten, ging es sofort mit dem vorletzten Zug Richtung Drei-Annen-Hohne. Ein wenig Zeit blieb uns noch, den mehr oder weniger gepflegten Fuhrpark in Westerntor zu besichtigen.
Zum einen entdeckten wir hier ein abgestelltes Harzkamel. Betriebsbereit sieht anders aus.
Andererseits standen da auch offensichtlich erst kürzlich generalüberholte Kamel-Drehgestelle herum.
In Steinerne Renne stiegen wir schon wieder aus und wanderten im Zentimeter-hohen Schnee zurück nach Westerntor. Abendsonnenschein begleitete uns.
Wer gedacht hatte, das wäre es für heute gewesen, hat sich getäuscht. Schnurstracks ging es nach Bad Suderode, in dem wir auch unser Quartier gehabt hatten. Mit dem Triebwagen sausten wir in schneller Fahrt nach Quedlinburg. Ein obligatorischer Stadtbummel musste natürlich sein, bevor wir uns stärkten. Abends war die Rückfahrt mit dem letzten Dampfzug geplant. In Quedlinburg am Bahnhof gab es bereits Probleme mit dem HEX. Der wendete außerplanmäßig dort. Unser Dampfzug kam und kam nicht. Temperaturen weit unter Null, keine Info (Durchsage, Internet, Hotline). Der ganz große Spass war das nicht. Kurzentschlossen fuhren wir mit dem letzten Bus nach Suderode. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass es einen Personenunfall auf der Strecke gegeben hatte. Normal- und Schmalspur war gesperrt. Eine kurze Info auf der Homepage der HSB wäre nicht zuviel verlangt gewesen.
Gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück steuerten wir am Sonntag mit dem ersten Triebwagen Eisfelder Talmühle an. In Mägdesprung kreuzte 99 5906 mit ihrem Zug Richtung Gernrode.
Unser Triebwagen war der 187 015, der als Prototyp so jedoch nie in Serie ging.
In Talmühle angekommen wanderten wir zunächst nach Birkenmoor. Wanderwege gab es ja mehr es ja mehr als genug. Schwitzen durften wir beim Anstieg kräftig, zumal der ungetrübte Sonnenschein die sonnigen Stellen kräftig aufwärmte.
Wandern? Naja, es war eher ein Schneemarsch. Hier ein Bild vom harmlosen Teil.
In Birkenmmoor kam uns ganz unverhofft ein Sonderzug aus Neubaulok und Traditionswagen vor die Linse, den wir später im Selketal auch nochmals trafen.
In dieses kamen wir nämlich direkt nach Birkenmoor und hielten uns auf dem Selketalstieg.
Nach einer Preßhalbe in der Güntersberger Bahnhofswirtschaft bekamen wir anschließend im Triebwagen nach Alexisbad eine ganz exklusive Einführung in die Selketaler Industrie- und Bahngeschichte. Schließlich waren wir die einzigen Fahrgäste und der Triebfahrzeugführer gehörte nicht zur schweigsamen Sorte. Interessantes erfuhren wir über die Flußspatverladung in Straßberg (hier gab es ausführlichen Fotohalt für die kreuzende Mallet. O-Ton Tfzf: Wir fahren weiter, wenn ihr die Fotos gemacht habt.),
die pyrotechnischen Werke in Silberhütte sowie das Heizkraftwerk dort.
In Alexisbad angelangt, machten wir uns wieder auf den Selketalstieg entlang der Selke über Drahtzug zum Sternhaus. Nach einem deftigen Abendessen nach diesem langen Tagesmarsch erreichten wir auf kurzem Weg die Station Sternhaus-Haferfeld, von wo aus uns ein Triebwagen zuerst nach Mägdesprung und schließlich die Mallet in der Nacht zurück nach Gernrode brachte.
Leider lassen sich unsere Erlebnisse auf der offenen Plattform direkt hinter der Lok nicht so in Bilder und Filme fassen, wie wir es vernommen haben. Die Lok stampfte und kämpfte sich hinauf, überall Dampf, aus dem Schornstein die Funken. Ein wahrlich feuerspeiendes Ungetüm. Die Akustik vermittelt im Film nur einen kleinen, unvollständigen Eindruck.
Durchgefroren erreichten wir wieder unser Hotel.
Auch am nächsten Morgen startete unser Tag früh. Gegen 09.30 nahmen wir den ersten Zug von Eisfelder Talmühle Richtung Drei-Annen-Hohne. Unsere Reise endete jedoch schon in Elend. Dort kreuzte uns ein modellbahntauglicher Sonderzug aus 995901 und zwei Traditionswagen. In der 180°-Kurve um Elend war von dem Zug nur eine Dampfwolkenfront über den Bäumen zu sehen.
Ursprünglich wollten wir nach Sorge. Wegen der schlechten Beschilderung dorthin machten wir uns jedoch auf den Weg nach Tanne. Zunächst kamen wir noch gut voran. Auf halber Strecke mitten im Wald zeigte uns der Hochharz, was Winter heißt. Durch knöchelhohen Schnee kämpften wir uns Meter für Meter voran. Allerdings entschädigte uns der gleißende Sonnenschein für alle Mühen.
Aber wir wären keine harten Jungs, wenn wir es am Ende nicht doch geschafft hätten. Auf der alten SHE-Bahntrasse spazierten wir anschließend zum alten Bahnhof Sorge und der Überführung der SHE (ein Brückenkopf ist noch zu sehen). Etwas oberhalb begegnete uns dieser Zug von Drei-Annen-Hohne kommend.
Da wir noch ein wenig Zeit zur Rückfahrt hatten, folgten wir der SHE-Trasse weiter und kamen zur Brücke über die Warme Bode. Genau diese Brücke trennte bis vor wenigen Jahren Ost und West und war damit auch indirekt für die Einstellung der SHE verantwortlich.
Als wir in Sorge auf die Abfahrt unseres Zuges zurück nach Eisfelder Talmühle warteten, fiel uns diese Karte auf:
Was so ungewöhnlich an dieser Karte ist? Die Brockenstrecke endet in Schierke. Die Drucklegung war also vor 1991.
Zurück in Talmühle warfen wir einen letzten Blick auf unseren Zug, ehe wir uns sehnsüchtig vom Dampf in der Winterlandschaft verabschieden mussten.
In schneller Fahrt ging es über Würzburg nach Hause. Wir waren nach diesen 3 Tagen hardcore-Eisenbahn ziemlich geschafft. Über 40 Kilometer Fußmarsch im teils hochwinterlichen Harz hatten unsere Füße geschunden. Doch eines steht fest: Genial wars. Wir kommen wieder. Sicher. Und das schon bald.
eine kleine Abordnung des Stammtisches (OliverL und ich) verbrachte die Faschingstage im Harz. Anbei eine Reisebeschreibung als Appetithappen und Anregung für einen eigenen Besuch.
Wir trafen uns am Samstag Mittag in Göttingen, Oliver kam mit dem Zug, ich holte ihn am Bahnhof mit dem Auto ab. Danach ging es direkt nach Wernigerode Westerntor. Wir konnten es kaum erwarten, endlich Dampfluft zu schnuppern. Nachdem wir uns die HarzTourCard gekauft hatten, ging es sofort mit dem vorletzten Zug Richtung Drei-Annen-Hohne. Ein wenig Zeit blieb uns noch, den mehr oder weniger gepflegten Fuhrpark in Westerntor zu besichtigen.
Zum einen entdeckten wir hier ein abgestelltes Harzkamel. Betriebsbereit sieht anders aus.
Andererseits standen da auch offensichtlich erst kürzlich generalüberholte Kamel-Drehgestelle herum.
In Steinerne Renne stiegen wir schon wieder aus und wanderten im Zentimeter-hohen Schnee zurück nach Westerntor. Abendsonnenschein begleitete uns.
Wer gedacht hatte, das wäre es für heute gewesen, hat sich getäuscht. Schnurstracks ging es nach Bad Suderode, in dem wir auch unser Quartier gehabt hatten. Mit dem Triebwagen sausten wir in schneller Fahrt nach Quedlinburg. Ein obligatorischer Stadtbummel musste natürlich sein, bevor wir uns stärkten. Abends war die Rückfahrt mit dem letzten Dampfzug geplant. In Quedlinburg am Bahnhof gab es bereits Probleme mit dem HEX. Der wendete außerplanmäßig dort. Unser Dampfzug kam und kam nicht. Temperaturen weit unter Null, keine Info (Durchsage, Internet, Hotline). Der ganz große Spass war das nicht. Kurzentschlossen fuhren wir mit dem letzten Bus nach Suderode. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass es einen Personenunfall auf der Strecke gegeben hatte. Normal- und Schmalspur war gesperrt. Eine kurze Info auf der Homepage der HSB wäre nicht zuviel verlangt gewesen.
Gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück steuerten wir am Sonntag mit dem ersten Triebwagen Eisfelder Talmühle an. In Mägdesprung kreuzte 99 5906 mit ihrem Zug Richtung Gernrode.
Unser Triebwagen war der 187 015, der als Prototyp so jedoch nie in Serie ging.
In Talmühle angekommen wanderten wir zunächst nach Birkenmoor. Wanderwege gab es ja mehr es ja mehr als genug. Schwitzen durften wir beim Anstieg kräftig, zumal der ungetrübte Sonnenschein die sonnigen Stellen kräftig aufwärmte.
Wandern? Naja, es war eher ein Schneemarsch. Hier ein Bild vom harmlosen Teil.
In Birkenmmoor kam uns ganz unverhofft ein Sonderzug aus Neubaulok und Traditionswagen vor die Linse, den wir später im Selketal auch nochmals trafen.
In dieses kamen wir nämlich direkt nach Birkenmoor und hielten uns auf dem Selketalstieg.
Nach einer Preßhalbe in der Güntersberger Bahnhofswirtschaft bekamen wir anschließend im Triebwagen nach Alexisbad eine ganz exklusive Einführung in die Selketaler Industrie- und Bahngeschichte. Schließlich waren wir die einzigen Fahrgäste und der Triebfahrzeugführer gehörte nicht zur schweigsamen Sorte. Interessantes erfuhren wir über die Flußspatverladung in Straßberg (hier gab es ausführlichen Fotohalt für die kreuzende Mallet. O-Ton Tfzf: Wir fahren weiter, wenn ihr die Fotos gemacht habt.),
die pyrotechnischen Werke in Silberhütte sowie das Heizkraftwerk dort.
In Alexisbad angelangt, machten wir uns wieder auf den Selketalstieg entlang der Selke über Drahtzug zum Sternhaus. Nach einem deftigen Abendessen nach diesem langen Tagesmarsch erreichten wir auf kurzem Weg die Station Sternhaus-Haferfeld, von wo aus uns ein Triebwagen zuerst nach Mägdesprung und schließlich die Mallet in der Nacht zurück nach Gernrode brachte.
Leider lassen sich unsere Erlebnisse auf der offenen Plattform direkt hinter der Lok nicht so in Bilder und Filme fassen, wie wir es vernommen haben. Die Lok stampfte und kämpfte sich hinauf, überall Dampf, aus dem Schornstein die Funken. Ein wahrlich feuerspeiendes Ungetüm. Die Akustik vermittelt im Film nur einen kleinen, unvollständigen Eindruck.
Durchgefroren erreichten wir wieder unser Hotel.
Auch am nächsten Morgen startete unser Tag früh. Gegen 09.30 nahmen wir den ersten Zug von Eisfelder Talmühle Richtung Drei-Annen-Hohne. Unsere Reise endete jedoch schon in Elend. Dort kreuzte uns ein modellbahntauglicher Sonderzug aus 995901 und zwei Traditionswagen. In der 180°-Kurve um Elend war von dem Zug nur eine Dampfwolkenfront über den Bäumen zu sehen.
Ursprünglich wollten wir nach Sorge. Wegen der schlechten Beschilderung dorthin machten wir uns jedoch auf den Weg nach Tanne. Zunächst kamen wir noch gut voran. Auf halber Strecke mitten im Wald zeigte uns der Hochharz, was Winter heißt. Durch knöchelhohen Schnee kämpften wir uns Meter für Meter voran. Allerdings entschädigte uns der gleißende Sonnenschein für alle Mühen.
Aber wir wären keine harten Jungs, wenn wir es am Ende nicht doch geschafft hätten. Auf der alten SHE-Bahntrasse spazierten wir anschließend zum alten Bahnhof Sorge und der Überführung der SHE (ein Brückenkopf ist noch zu sehen). Etwas oberhalb begegnete uns dieser Zug von Drei-Annen-Hohne kommend.
Da wir noch ein wenig Zeit zur Rückfahrt hatten, folgten wir der SHE-Trasse weiter und kamen zur Brücke über die Warme Bode. Genau diese Brücke trennte bis vor wenigen Jahren Ost und West und war damit auch indirekt für die Einstellung der SHE verantwortlich.
Als wir in Sorge auf die Abfahrt unseres Zuges zurück nach Eisfelder Talmühle warteten, fiel uns diese Karte auf:
Was so ungewöhnlich an dieser Karte ist? Die Brockenstrecke endet in Schierke. Die Drucklegung war also vor 1991.
Zurück in Talmühle warfen wir einen letzten Blick auf unseren Zug, ehe wir uns sehnsüchtig vom Dampf in der Winterlandschaft verabschieden mussten.
In schneller Fahrt ging es über Würzburg nach Hause. Wir waren nach diesen 3 Tagen hardcore-Eisenbahn ziemlich geschafft. Über 40 Kilometer Fußmarsch im teils hochwinterlichen Harz hatten unsere Füße geschunden. Doch eines steht fest: Genial wars. Wir kommen wieder. Sicher. Und das schon bald.